Bioplastik: 5 Fakten die du über den Bio-Kunststoff kennen solltest
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Mülltüten aus Maisstärke oder Becher aus Zuckerrohr. Sogenanntes Bioplastik soll die Umwelt nicht belasten, weil es aus natürlich Rohstoffen besteht. Die Idee klingt grandios. Denn das Problem mit dem Plastikmüll wäre gelöst, wenn der Kunststoff sich einfach selber abbauen und niemanden belasten würde.
Wir wollten aus diesem Grund mehr über diesen (Wunder-)Kunststoff wissen: Was ist Bioplastik genau? Wie entsorgen wir es als Verbraucher*innen richtig? Wie wird es recycelt? Und: baut sich Bioplastik bei uns im Biomüll komplett ab? Diese und mehr Fragen haben wir an das Umweltbundesamt geschickt.
Beantwortet wurden sie von Dr. Ines Oehme aus dem Bereich Produktverantwortung und die Antworten zeigen, so einfach ist das mit dem Bioplastik nicht. Was in der Theorie grandios klingt, ist in der Praxis kompliziert. So viel sei gesagt: Eine Alternative zu herkömmlichem Plastik ist es nicht – es hat aber auch seine guten Seiten.
Hier kommen also fünf Fakten, die du kennen solltest, bevor du dich im Supermarkt für Bioplastik entscheidest:
Der Name Bioplastik führt oft zu Verwechselungen und fasst zwei Gruppen zusammen
Bei Bioplastik handelt es sich nicht immer um den gleichen Kunststoff. Das Umweltbundesamt unterscheidet zwischen biologisch abbaubaren und biobasierten Kunststoffen.
Dr. Ines Oehme vom Umweltbundesamt fasst es so zusammen: „Biobasierte Kunststoffe sind vollständig oder teilweise aus Biomasse hergestellte Kunststoffe, zum Beispiel aus Mais oder Zuckerrohr. Der Nachweis des biobasierten Anteils ist durch Prüfung nach Normen (EN 16785-1:2015) möglich. Er kann von wenigen Prozent bis nahezu 100 Prozent liegen. Biologisch abbaubare Kunststoffe hingegen sind Kunststoffe, die sich unter bestimmten Bedingungen zersetzen und beim Abbau nichts als CO2 und Wasser hinterlassen.
Biologisch abbaubare Kunststoffe sind nicht immer biobasiert
Tauchen wir für diese Aussage kurz in die chemische Struktur von Plastik ein: Eigentlich müssten wir bei Plastik oder Kunststoff im Plural, also von Kunststoffen oder sogenannte Polymeren sprechen. Das sind Moleküle, die kettenartig zusammenhängen. Plastik besteht also aus Polymeren, die je nachdem wie die Molekül-Kette zusammengebaut ist, unterschiedliche Eigenschaft (weich, fest, spröde) aufweisen.
Hier wird dir auch noch mal erklärt, woraus Plastik besteht:
Diese Polymere lassen sich in unterschiedliche Gruppen unterteilen. Eine davon ist Polyester und hier wird es im Bezug auf biologisch abbaubare Kunststoffe interessant. Laut Dr. Oehme ist es so, dass „einige abbaubare Polyester bisweilen aus Erdöl hergestellt“ werden. Es würden auch Mischungen mit diesen und biologisch abbaubaren Polymeren vorliegen.
Das bedeutet: Auch wenn Kunststoffe biologisch abbaubar sind, können sie trotzdem Teile aus Erdöl enthalten. Hinter dem Namen Bioplastik oder biologisch abbaubaren Kunststoffen ist also nicht immer alles so bio oder pflanzlich, wie wir denken.
Bioplastik baut sich nicht in unserem Biomüll ab und wird mit herkömmlichem Plastik recycelt
Egal ob Becher aus Zuckerrohr oder Mülltüte aus Maisstärke – Bioplastik gehört nicht in die Biotonne oder auf den Kompost. Das gibt die Bioabfallverordnung vor. Entsorgt wird es im gelben Sack oder der gelben Tonne und mit dem restlichen Plastik recycelt.
Warum? Weil aus den gesammelten Bioabfällen Düngemittel für die Landwirtschaft hergestellt wird. Dafür seien Kunststoffe, auch wenn sie biologisch abbaubar sind, laut Dr. Oehme nicht geeignet.
Außerdem ist unser Biomüll nicht die richtige Umgebung, damit sich Bioplastik abbauen kann. Unser Gartenkompost oder die Biotonne unterliegen Wetterbedingungen, in denen sich die Bio-Kunststoffe nicht richtig abbauen. Kälte, Hitze, Regen und Trockenheit – all das sind Faktoren, die beim Abbau von Bioplastik eine Rolle spielen.
Wie und ob sich eine Bioplastiktüte abbaut, wird unter industriellen Bedingungen getestet und nach diesen Richtlinien zertifiziert (DIN EN 13432 der DIN EN 14995). Das Problem ist nur, dass in dieser Anlage häufig Bedingungen (gleiche Temperatur, Schutz vor Regen) herrschen, die bei uns nicht vorhanden sind.
Zusammengefasst: Ja, Bioplastik kann sich abbauen. Diese Eigenschaft wurde aber nicht an unter den Bedingungen getestet, in denen der Stoff grundsätzlich verwendet wird und unsere Mülltrennung ist auf diese Stoffe noch nicht ausgelegt.
Hier kannst du sehen, was mit einer Bioplastiktüte auf einer Deponie passiert:
Die Produktion von Bioplastik belastet die Umwelt nicht weniger als herkömmliches Plastik
Bioplastik hat einen großen ökologischen Fußabdruck. „Aus vergleichenden Ökobilanzen einfacher Gegenstände und Verpackungen wissen wir, dass sich deren Umweltauswirkungen nicht wesentlich verbessern, wenn die Rohstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen (biobasiert) statt auf Erdölbasis (fossilbasiert) sind“, fasst Dr. Oehme die Situation zusammen.
Selbst wenn bei der Produktion von Bioplastik weniger oder gar kein Erdöl verwendet wird – die Belastung für die Umwelt verschiebt sich lediglich. Für die nachwachsenden Rohstoffe wird laut Dr. Oehme Fläche verwendet, auf der häufig auch noch Düngemittel und Pestizide eingesetzt werden. Aus diesem Grund seien biobasierte Kunststoffe keine umfassende Alternative, um unsere Umweltprobleme zu lösen.
Hier kannst du sehen, was der ökologische Fußabdruck bedeutet:
Es gibt auch sinnvolle Einsätze von Bioplastik – sie haben nur nichts mit unserem Alltag zu tun
Fakt ist, Bioplastik stellt für uns Verbraucher*innen keine Alternative zu Plastik dar. Es baut sich in unserem Biomüll nicht ab, wird mit herkömmlichem Plastik recycelt und belastet die Umwelt.
Da stellt sich doch die Frage: Warum gibt es dann Bioplastik? Antwort: Weil es durchaus Bereiche gibt, in denen Bioplastik positiv eingesetzt werden kann. Nur tauchen diese Bereiche selten in unserem Alltag auf.
Wo biobasierter Kunststoff sinnvoll eingesetzt werden kann, zeigt das Projekt Bioshoreline des Fraunhofer-Instituts für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik UMSICHT aus Oberhausen.
Dort wurde ein sogenannter Geotextilfilter entwickelt. Er soll eine umweltfreundliche Ufersicherung von befahrenen Flüssen ermöglichen. Die Pflanzen bekommen durch den Filter am Ufer Halt und schlagen so innerhalb von drei Jahren Wurzeln. Währenddessen baut sich der Filter rückstandslos ab, ohne die Umwelt zu belasten.
Hier wird das Projekt noch mal ausführlich erklärt:
Dieser Fall zeigt, dass Bioplastik durchaus etwas bringen kann. Es gibt Bereiche, in den biobasierte Kunststoffe positive Auswirkungen haben können und neue Möglichkeiten eröffnen.
Offen bleibt allerdings die Frage, warum uns Bioplastik im Supermarkt verkauft wird. Denn eine Alternative stellt dieser Kunststoff für uns nicht dar.
Was ist mit dir? Benutzt du Bioplastik? Kennst du weitere Bereiche, in denen biobasierte Kunststoffe positive eingesetzt werden? Wusstest du über Bioplastik schon lange Bescheid oder ist das alles neu für dich? Schreib es gerne in die Kommentare – wir freuen uns über jeden Input.
Bis bald und Tschüss (Bio-)Plastik!
Titelfoto: Adil Zhanbyrbayev/Unsplash