Bienensterben: Wahrheit oder Lüge? gaia erklärt
Inhalt
Schwarz-gelb summt sie im Sommer über die Wiese. Die Bienen sind die kleinen Superheldinnen der Natur. Sie produzieren nicht nur Honig und Bienenwachs, sondern einen großen Teil unserer Lebensmittel. Doch was wäre, wenn es keine Bienen mehr gäbe? Wenn ein sogenanntes Bienensterben alle Bienen dahinraffen würde?
Wir haben uns den Begriff Bienensterben mal genauer angeschaut, mit Expert*innen gesprochen und Statistiken gewälzt.
Gründe & Ursachen
Im Jahr 2006 kommt es in den USA zu einem Kollaps der Honigbienenbevölkerung. Ganze Bienenvölker verschwinden und lassen ihre Stöcke leer zurück. Aus dieser Zeit stammt der Begriff Colony Collapse Disorder (CCD). Er wird nicht mehr verwendet, das Jahr 2006 markiert aber eine Art Meilenstein in Sachen Bienensterben. Die Gründe für dieses Sterben sind bis heute jedoch nicht aufgeklärt.
Trotzdem: Auf einmal ist von einem Bienensterben die Rede. Nicht nur in den USA, sondern auf der ganzen Welt. Bienen sterben und die Menschheit fragt sich, woran genau?
Wir haben für dich die häufigsten Gründe in einem Überblick zusammengestellt:
- Parasiten: Sind klein und sie sind (wir gehen mal davon aus, weil es so gut passt) gemein. Bienen haben einige Parasiten als Feinde. Allen voran die Varroarmilbe (lat. Varroa destructor). Sie setzt sich auf dem Bienenrücken fest, gelangt so in den Bienenstock und saugt Brut und Bienen das Blut aus. Die Milbe gilt als Hauptursache für das Sterben eines Bienenvolkes – auf der ganzen Welt.
Hier erfährst du noch mehr über die Varroarmilbe:
- Mangel-/Unterernährung und Stress: Einseitige Ernährung oder zu wenig Nahrung kann ein Grund sein für das Sterben einer Honigbienenpopulation. Das Problem tauchte vor allem während des Bienensterbens 2006 in den USA auf. Dort wurden Bienenvölker durch die Staaten transportiert und zum Bestäuben von unterschiedlichen Plantagen (sogenannten Monokulturen) eingesetzt. Der Nektar dieser Blüten reichte allerdings nicht aus, um die Bienen ausreichend zu versorgen. Hinzu kam der Stress für die Bienenvölker durch den ständigen Ortswechsel. Die Kombination schwächte das Immunsystem der Bienen so sehr, dass es negative Einflüsse nicht mehr abwehren konnte.
- Gestörte Eiweißproduktion: Innerhalb der Entwicklung um das Sterben der Honigbienen in den USA 2006 fanden Forscher*innen heraus, dass die Eiweißherstellung einiger Bienen gestört war. Das führt zu einem schwachen Immunsystem. Denn ohne Eiweiß, keine Power. Die Bienen dann nicht mehr gut mit schädlichen Einflüssen umgehen.
- Pestizide: Chemische Mittel die Pflanzen vor Insekten schützen sollen, treffen auch die Bienen. Vor allem die sogenannten Neonicotinoide. Diese Mittel waren in Deutschland 2008 für ein massenhaftes Bienensterben verantwortlich. Seitdem ist der Verbrauch dieser Neonicotinoide eingeschränkt worden. Mittlerweile gibt es auch eine Bienenschutzverordnung für solche Mittel. Chemische Mittel und Dünger für Pflanzen müssen damit entsprechend gekennzeichnet sein.
Hier hast du einen Überblick über die einzelnen Bienengefährdungen. Sie werden in vier Kategorien eingestuft:
Kategorie | Erläuterung |
B1 | bienengefährlich – keine Biene sollte damit in Kontakt kommen. |
B2 | bienengefährlich – aber eine Verwendung nach dem täglichen Flug der Bienen bis 23.00 ist erlaubt. So sollen keine Bienen damit in Kontakt kommen |
B3 | eine Zulassung legt speziell fest wie das Mittel verwendet werden darf, so dass die Bienen damit nicht in Kontakt kommen. |
B4 | nicht bienengefährlich |
Aber gibt es in Deutschland immer noch weitere Neonicotinoide. Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) schränkte drei Mittel zwar ein, einige sind dennoch erlaubt.
- Intensivierung der Landwirtschaft: Die trifft vor allem Wildbienen. Laut dem Bienenforscher Robert Paxton ist es vor allem die Intensivierung der Landwirtschaft, die die Lebensräume dieser Bienen bedroht. Und diese Intensivierung kann unterschiedliche Ausprägungen haben. Mal gibt es mehr Ackerland, es werden Wiesen zu Baugrund erklärt oder Grünflächen in einer Stadt umfunktioniert. Aber egal welche Ausprägung, es fehlt dadurch immer an Nahrung. Denn ohne Grünflächen gibt es kein Blumen und Pflanzen mit Blüten, aus denen Wildbienen Nektar saugen können und zu wenig Orte zum Nisten.
Statistiken
Wie viele Honigbienen in Deutschland gibt es? Was denken Leute eigentlich über das Bienensterben? Und wo gibt es die meisten Bienen in Deutschland? Während unserer Recherche sind uns einige Fragen gekommen, die sich gut in Form von Statistiken beantworten lassen.
Hier hast du einen Überblick über unterschiedliche Statistiken rund um das Thema Bienen und ihr Sterben:
Folgen des Bienensterbens
"Wenn die Bienen verschwinden, hat der Mensch nur noch vier Jahre zu leben; keine Bienen mehr, keine Pflanzen, keine Tiere, keine Menschen mehr." Wer hat diesen Satz gesagt? Albert Einstein war es jedenfalls nicht. Laut dem Einstein-Institut aus Israel soll er diesen Zitat nie von sich gegeben haben. Es wäre auch zu schön um wahr zu sein, hätte der berühmte Physiker diesen Satz gesagt. Einstein wäre ein gutes Aushängeschild im Kampf für die Bienen, die tatsächlich sehr wichtig für uns Menschen und die Umwelt sind.
Denn egal ob Honig- oder Wildbiene: Ihre Arbeit ist unersetzlich für die Natur. Während sie von Pflanze zu Pflanze fliegen und Nektar saugen, tragen sie auch die Pollen durch die Welt. Das bedeutet: Durch die Bienen pflanzen sich die Pflanzen fort und diese kleinen Insekten erledigen einen sehr wichtigen Job für die Biodiversität auf dieser Welt.
Wenn es nun keine oder weniger Bestäubung gäbe, hätte das für uns unterschiedliche Folgen:
- es gäbe weniger Pflanzen auf der Welt, da diese sich nicht weiter fortpflanzen könnten.
- Viele Lebensmittel gäbe es nicht mehr. Obst und Gemüse sind auch auf die Bestäubung angewiesen.
- Tiere hätten weniger zu fressen, weil Lebensmittel und Pflanzen in ihrer Ernährung fehlen.
Zusammengefasst: Ein problematischer Begriff
Bienen sterben. Ihr gesamtes Sterben unter dem Begriff Bienensterben zusammen zu fassen, ist aber zu einfach gedacht. Die Gründe für dieses Sterben sind häufig vielfältig, treten in Kombination auf oder sind nicht bewiesen.
Außerdem fehlt dem Wort Bienensterben eine Trennschärfe. Das wurde in Gesprächen mit Expertinnen und Experten immer wieder deutlich. Dr. Christoph Otten vom Fachzentrum Bienen und Imkerei in Mayen fasst die Situation wie folgt zusammen:
„Wenn wir von Bienensterben sprechen, müssen wir zwischen den Honig- und Wildbienen unterscheiden. Denn Honigbienen befinden sich heute fast ausschließlich in der Obhut der Imker und Imkerinnen und erfahren eine entsprechende Fürsorge, die Defizite in der Natur oft kompensiert. Außerdem geht es dabei um die jährlich auftretende Wintersterblichkeit der Bienenvölker.“
Solange es also Imkerinnen und Imker geben wird, überlebt auch die Honigbiene. Und ja, Honigbienen sterben regelmäßig, das ist aber (leider) die Regel. Man spricht dabei von einer Wintersterblichkeit, die jeden Winter auftritt. Todesursache ist dabei häufig der Befall durch die Varroarmilbe.
Das bedeutet aber keinen Rückgang der Honigbienen in Deutschland. Tatsächlich nahm deren Population in den letzten Jahren laut dem Deutschen Imkerbund e.V. sogar zu. Das zeigen auch die Statistiken (siehe oben).
Von einem tatsächlichen Bienensterben, sprich von einem regelmäßigen Rückgang der Biene, kann man nur im Fall der Wildbiene sprechen. So sieht es auch der Deutschen Imkerbund e.V. Auf Anfrage schrieb er uns folgendes:
„Tatsächlich vom Bienensterben muss man bei Wildbienen sprechen, denn von 560 in Deutschland registrierten Arten stehen ca. die Hälfte auf der Roten Liste. Rund 30 Arten sind bereits ausgestorben. Hierfür gibt es ebenfalls mehrere Gründe: Zum einen fehlen geeignete Nisthabitate, zweitens leiden die meist auf bestimmte Pflanzenfamilien spezialisierten Solitärbienen an Nahrungsmangel und letztendlich ist auch der Einfluss von chemischen Pflanzenschutzmitteln zu nennen (und das nicht nur in der Landwirtschaft).“
Wildbienen sterben also hauptsächlich durch das Verhalten des Menschen. Indem wir Flächen roden. sogenannte Nisthabitate der Bienen besetzen und chemischen Dünger verwenden, schaden wir ihnen. So kommt es tatsächlich zu einem regelmäßigen (Wild-)Bienensterben.
Hier erfährst du noch mehr über die Bienen:
https://www.youtube.com/watch?v=ymjZlOkwGVw
Bienensterben – was wir tun können, um es zu verhindern
Egal ob mitten in der Stadt, im Schrebergarten oder auf dem eigenen Landgut. Jeder Mensch kann etwas für die Bienen tun.
Hier findest du fünf Anregungen, mit denen du was für die Biene tun kannst:
- Pflanze einen Blühstreifen und schenke den Wildbienen einen nektarreichen Ort.
- Verwende keinen chemischen Pflanzendünger und vergifte damit keine Bienen.
- Bringe einen Nistkasten an deiner Hauswand an. So finden Wildbienen ein neues Zuhause.
- Keinen Garten, dafür aber Balkon? Pflanze einfach viele Kräuter wie Lavendel, Thymian oder Oregano auf deinem Balkon.
- Regionale Produkte und Bio findest du gut? Dann hol auch deinen Honig bei der Imkerin deines Vertrauens. Sie und die Honigbienen danken es dir.
gaia gegen das Bienensterben
Das Bienenwachs, welches wir bspw. für unsere Tücher verwenden, wurde von Honigbienen produziert. Doch wir achten darauf, dass wir ihnen nichts wegnehmen. Die Imkerei mit der wir zusammenarbeiten nimmt nur alte Wachsbestände der Bienen uns lässt ihnen so ausreichend übrig, damit sie überleben können. Wir nehmen den Bienen mit unseren Tücher also nicht ihre Lebensgrundlage oder stören sie dabei. Selbstverständlich besitzt die Imkerei auch ein Bio-Zertifikat.
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Wir selber achten auch privat darauf, dass wir Wildbienen genügen Lebensräume bieten. Sei es durch das Verteilen durch Seedbombs in der Natur, oder achten darauf, dass wir Bio-Produkte verwenden. In unser Office kommt zum Beispiel jede Woche eine Gemüsekiste vom Bauern um die Ecke. Für diese Lebensmittel wurden keinen Wildbienen die Lebensgrundlage genommen.
Denn ohne Bienen gäbe es kein gaia. Das merken wir jeden Tag und sind dankbar, dass es die kleinen Superheldinnen gibt. Wir sagen: Tschüss Plastik und stellt uns eure Fragen gerne in die Kommentare.
Titelfoto: Foto: Dustin Humes/Unsplash